Dienstag, 10. November 2020

NARM - Neuroaffektives Beziehungsmodell - Neuroaffective relational model

NARM ist ein neues Therapieverfahren, das - wie der Name schon verrät - neueste neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Selbstregulierung mit einem beziehungsdynamischen Hintergrund vereint. Der Begründer Dr. Laurence Heller arbeite lange als Trainer für Somatic Experiencing, bevor er sich entschloss, ein eigenes Verfahren zu entwickeln, das neben des Bottom-Up Ansatzes des SE auch den Top-Down Ansatz benutzt.

Was macht NARM so einzigartig? 

  • NARM vereint den Bottom-Up Ansatz des SE und der Körpertherapie mit dem Top- Down Ansatz der Psychotherapie. Mit anderen Worten vereint es Techniken der Körpertherapie und der Gesprächstherapie und bringt die beiden Richtungen zusammen. 
  • NARM ist Ressourcenorientiert anstatt symptom-orientiert. 
  • NARM ist autonomie- und selbstregulierungsfördernd anstatt regressiv. 
  • NARM arbeitet (wie die Gestalttherapie) im Hier und Jetzt, in der therapeutischen Beziehung, auf dem Hintergrund der relevanten Entwicklungsperspektive der Kindheit. Mit anderen Worten vereint NARM die gegenwartsbezogene Arbeitsweise der Gestalttherapie mit der psychoanalytisch-entwicklungsorientierten Methode. 
  • NARM arbeitet mit zentralen Konflikten und Beziehungshemen (wie die Psychoanalytische Therapie). 
  • NARM basiert auf den fundamentalen Erkenntnissen von Peter Levine über die Regulation des Nervensystems. Dabei lernt der Klient sein Nervensystem selber zu regulieren


Theorie hinter NARM

NARM hat das Rad nicht neu erfunden, sondern vereint Aspekte aus den folgenden Therapie-schulen: 

  • "Somatic Experiencing" (Bottom-Up-Ansatz, Somatische Achtsamkeit, Selbst-regulierungstechniken) 
  • Psychoanalytische Therapie (Psychoanalytischen Konfliktlehre, Übertragungsdynamik)
  • Körpertherapien (Charaktertypen von Reich und Lowen)  
  • Gestalttherapie (Phänomenologie, Arbeiten im Hier und Jetzt) 
  • Kognitive Verhaltenstherapie (kognitive Verzerrungen, Top-Down-Ansatz)  
  • Affektive Neurowissenschaften (Polyvagaltheorie Porges)  
  • Esoterische Ansätze (Vipassana Meditationstechnik, Eckhard Tolle u.a.).


NARM in der Praxis  

  • Es handelt sich um eine feine Arbeitsweise, in der die Klientin Richtung, Tempo und Vertiefungsgrad selbst bestimmt. 
  • Achtsamkeit spielt eine zentrale Rolle in NARM.
  • Selbstregulierung wird geübt anhand von Techniken aus "Somatic Experiencing". Indem der Therapeut die visuell wahrnehmbaren Veränderungen in Ihrem Nervensytsem spiegelt, lernen Sie Ihre Reaktionen kennen.


Grundannahmen in NARM

  • Die Haltung ist eine humanistische: Die Bedürfnisse der Klientin stehen im Zentrum. Der Therapeut will nichts, ausser die Klientin dabei zu unterstützen, deren Wünsche umzusetzen. 
  • Starke Ressourcenorientierung: Ziel ist es, dass der Klient den Zugang zu seiner eigenen Stärke findet. Dann verschwinden die Symptome von alleine. Dies ist ein zentraler Unterschied zu den meisten anderen Therapieverfahren, die darauf hinzielen, Symptome zu beseitigen. 
  • NARM hingegen fokussiert auf das Positive, die Lebenskraft, die Energie.


Begriffsklärung

  • Bottom-Up: Von unten nach oben, oder von der (Körper-)Erfahrung zum Konzept. Typische Vorgehensweise in Körpertherapien 
  • Top-Down: Von oben nach unten, oder vom Kopf in den Körper, vom Konzept ausgehend. Bevorzugte Vorgehensweise in Psychotherapien, wo hauptsächlich geredet wird. 
  • Regressiver Ansatz: Der Klient wird sozusagen wieder zum kleinen Kind von damals, um so neue Erfahrungen machen zu können 
  • Anti-regressiver Ansatz (wie NARM): Der Klient behält Kontrolle und Perspektive des erwachsenen Selbst, und blickt aus dieser sichereren Perspektive auf Vergangenes.
  • Polyvagaltheorie von Stephen Porges: Diese erforscht den Zusammenhang zwischen Sozialverhalten und Nervensystem.
  • Entwicklungstrauma (developmental trauma): Leider ein verwirrender Begriff, da es sich nicht um Trauma im herkömmlichen Sinn (einer PTBS) handelt, sondern alle in der Kindheit erlernten Anpassungsmuster umschliesst, egal ob pathologisch oder nicht. Der Begriff Entwicklungstrauma ist auch keine anerkannte Diagnose.


Fünf organisierende Entwicklungsthemen

Es gibt fünf zentrale Ressourcen und mit ihnen verbundene entwicklungspsychologische Lebensthemen, die sich darauf auswirken, wie gut es uns gelingt, im Hier und Jetzt vollauf bei uns selbst und anderen zu sein:

Kontakt. Wir haben das Gefühl, auf diese Welt zu gehören. Wir sind in Kontakt mit unserem Körper und unseren Gefühlen und sind zu durchgängigen Beziehungen zu anderen imstande.
Bedürfnisse. Wir wissen, was wir brauchen und sind in der Lage, auf andere zuzugehen, wenn wir ihre Fürsorge brauchen. Wir können uns an der reichen Fülle des Lebens erfreuen.
Vertrauen. Wir haben ein inhärentes Selbstvertrauen und Zutrauen zu anderen. Wir fühlen uns sicher genug, um gesunde wechselseitige Abhängigkeitsverhältnisse mit anderen zu erlauben und uns auf sie zu verlassen.
Autonomie. Wir können Nein sagen und anderen gegenüber klare Grenzen setzen. Wir sagen, was wir denken, ohne dabei von Schuldgefühlen oder Angst geplagt zu sein.
Liebe und Sexualität. Unser Herz ist offen und unser Nervensystem im Gleichgewicht, was liebevolle Beziehungen und eine gesunde Sexualität unterstützt.

In dem Umfang, in dem diese fünf Grundbedürfnisse erfüllt sind, bleiben wir im Fluss und in gutem Kontakt mit uns selbst. Wir begegnen unserem Umfeld mit einem Gefühl der Sicherheit und mit Vertrauen. Wir haben das Gefühl, innerlich im Lot zu sein und erleben eine gewisse Ausdehnung. In dem Masse, wie für diese Grundbedürfnisse nicht gesorgt ist, entwickeln wir bestimmte Überlebensstrategien, um den fehlenden Kontakt und die gestörte Regulierung zu bewältigen.

Links und Buchempfehlungen zu NARM

 

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